RE: Zimmer 5 } Rai - Yori - 2

Yori

"Es ist nichts, worauf man Stolz sein kann", sagte ich und meinte es. "Du hast etwas, in dem du gut bist. Aber ich will Autor werden. Dazu brauche ich keine guten Noten, und Perfektion. Dafür brauche ich genau das Gegenteil, Gelassenheit, die Fähigkeit abzudriften. Aber das ist die eine Sache, die ich nicht lernen kann"
Ich seufzte und klopfte mir mit den Händen gegen die Wangen, um die Röte zu vertreiben. "Es ist nicht, dass ich es nicht mag, ich war nur erschrocken", erklärte ich langsam. Es war eher anders herum. Überraschenderweise mochte ich seine Berührungen zu sehr.
Erneut atmete ich jedoch aus und sah ihm wieder in die Augen. Kein grund zur Panik. Ich kannte ihn noch nicht lange, aber Rai wirkte nicht wie Jemand, der mich wegen irgendetwas verurteilen würde. "Klingt entspannt", stimmte ich ihm zu und beobachtete, wie er sich locker aufs Bett warf. Er war genau das, was ich brauchte, was ich sein wollte. Wenn ich ein Stein war, war er die Feder.
"Also nehme ich an, du wirst mich jetzt, enthusiastisch wie eh und je, an der Hand zerren und zum Sportplatz zerren, damit ich meine Liegestütze machen kann?", riet ich grinsend.

Rai

"Autor, das ist ein tolles Ziel. Würd' dir ja gern dabei helfen, das zu verwirklichen, aber ich hab da leider keinen Plan von", gab ich zu und fuhr mir kurz durch die Haare. Der Kleine schien genau zu wissen, was ihm fehlte, das war immerhin schon mal etwas. "Aber wenn wir erstma' 'ne Weile zusammen sind, dann wirste zumindest ma locker."
Im Moment war ich fast am dauergrinsen, er amüsierte mich wirklich. Jemandem wie ihn hatte ich noch nicht näher kennengelernt, wahrscheinlich weil ich die meisten von Anfang an abschreckte. Schon mal gut zu wissen, dass das bei ihm wohl nicht der Fall war. Als er mir in die Augen schaute, schien er aber ein wenig aufgewühlt zu sein. Mir fiel zwar kein Grund dafür ein, aber vielleicht war er auch einfach nur ein bisschen schüchtern.
"Willste denn Liegestützen machen, mein Freund?", hakte ich nach und zog eine Augenbraue hoch. Eigentlich hatte ich mich ein wenig auf das Bett lümmeln wollen, aber wenn Yori gleich mit Training anfangen wollte, konnte ich das ein wenig aufschieben. "Dann werd' ich dein Personal Trainer. Aber Training bei mir is' kein Zuckerschlecken", warnte ich ihn noch vor.

Yori

"Pff", machte ich und hielt mir eine Hand vors Gesicht, um mein Lachen zu unterdrücken. "Ich mag dich...", sagte ich dann gerade heraus, "...Rai!"
Als er auf meinen kleinen sarkastischen Witz mit den Liegestützen tatsächlich einging, wurde ich etwas bleich und die Röte verschwand spürbar sofort. "Eh, natürlich...Das wäre das beste, wenn ich so schnell wie möglich mit dem Bogenschießen anfangen will, richtig?", grübelte ich und fragte mich gleichzeitig, in was ich mich da nur reingeritten hatte.
Aus meinem immer noch nicht entpackten Koffer schnappte ich mir eine Jacke und zog sie über. Auch wenn mir Rai's Erscheinungsbild sagte, dass ich sie nicht sehr lange brauchen würde.

Rai

Wieder fuhr ich mir durch die Haare und grinste erneut. "Super, ich find dich auch klasse", erwiderte ich und sprag voller Elan auf, als er tatsächlich ein wenig Training zustimmte.
"Morgen hätte auch locker gereicht, aber du hst ma' die richtige Einstellung, gefällt mir", lobte ich ihn und klopfte ihm auf den Rücken. Vielleicht ein wenig zu fest, aber ich versuchte schon mich zurückzuhalten. Während er sich eine Jacke überzog, nahm ich aus der Ecke meinen Bogen hervor und einen Pfeil. Für Übungszwecke.
"Deinen Trainingsplan leg ich mir auf'm Weg zur Turnhalle zurecht. Aber werden wahrscheinlich zuerst Liegestütze sein. Wie viele packste im Moment?", fragte ich ihn und zog schon die Tür auf.

Yori

So machten wir uns auf den Weg, nachdem Rai seinen Bogen aufgegabelt hatte.
Auf dem Weg zur Turnhalle fragte er mich bereits lauter unangenehme Fragen. Liegestütze? Ich? Liegestütze waren etwas, dass ich nur in Fitnessbüchern gelesen hatte.
"Also..laut dem Body Mass Index sollte Jemand mit 0 Muskelmasse und meiner Größe wohl 10 Stück schaffen", antwortete ich nervös und ein wenig pikiert. Ich betete zu Gott, dass ich mich nicht vollkommen blamieren würde.
Meiner Meinung nach kam die Eingangshalle der Academy viel zu früh in Sicht.

Yori:

Erschöpft und mit knurrendem Magen kehrte ich in mein Zimmer zurück. Dort, auf dem Tisch, lag noch immer mein zugeklapptes Heft und ich konnte nicht verhindern, ein bescheidenes Lächeln beim Anblick des komplett rangeschobenen Schreibtischstuhls aufkommen zu lassen.
Aufgrund meiner Aufgebraustheit setzte ich mich also zehn Minuten später wieder an mein Matheheft. Leichter gesagt als getan. Denn jetzt wollte meine Hand sich nicht mehr bewegen, egal wie einfach die Formel zu sein schien. Verärgert donnerte ich meinen Füllhalter gegen die Wand und raufte mir mit der Hand durchs Haar.
a²+b²=c². a²+b²=c². Reiß dich zusammen, verdammt.
Ich spürte, wie ich selbst zu müde war um die Tränen zurückzuhalten. Nicht einmal blinzeln musste ich. Sie kamen einfach und verschmierten die Tinte, ohne zu fragen, ob es mir gerade in den Kram passte. Ein Blick auf die verschwommenen Ziffern vor meinen Augen versetzte mich wieder zurück an den Tag vor drei Jahren, an dem ich festgestellt hatte, dass ich schwul war.
Vor meinem inneren Auge sah ich die Hände, die mich sanft aber bestimmt zu Dingen drängten, die für einen Dreizehnjährigen neu und beängstigend waren. Hörte die Worte, die meine Unterlippe zum Beben gebracht hatten. Damals hatte ich gewusst wie widerlich es von mir war mich in gerade so einen Kerl zu verlieben. Einer, der sich an ekelhaften Menschen wie mir vergriff und sie beschmutzte, wenn sie schon vor Dreck starrten.
Und dann war da noch der Tag, vier Monate später, an dem der Kerl, mit dem Alles angefangen hatte, es geschafft hatte, sich über mich zu trumpfen. An dem ich merkte, dass selbst Menschen wie er über mir standen und erkannte wie wenig ich wirklich wert war.
Der Tag, an dem es keine Antwort auf meine Fragen gab.
Mein eigenes hartes Schlucken riss mich aus den Erinnerungen und endlich beschloss ich die Tränen wegzuwischen.
a²+b²=c².
a²+b²=c².
a²+b²=c².
a²+b²=c².
a²+b²=c².
a²+b²=c².
a²+b²=c².
a²+b²=c².
Mit spitzen Fingern hob ich den Füllfederhalter wieder auf und begann langsam, Ziffer für Ziffer, die richtigen Lösungen hinter die Aufgaben zu schreiben.

(Oh Gott. Mir tut mein eigener Chara grade so übel leid :c)

(qwq Ich würde jetzt am liebsten Mitsuki hinschicken und ihn von ihr trösten lassen... qwq )

(Nimms nicht so schwer, Yori ist taffer als er aussieht >:o!)

(Ah wirklich? x3
Trotzdem, ich will ihn knuddeln x.x)

(Wer will das nicht? =o= ♥ xD)

(Mitsuki, wenn er ihr auf den Piss geht xDDD)

(Ok...hast recht. xD)

Rai

Es dauerte nicht lange, da kamen wir auch schon bei dem Zimmer von Yori und mir an. Ich klopfte und öffnete dann die Tür. "Hey", grinste ich, bevor ich eintrat, ließ aber Mitsukis Hand los und deutete ihr an draußen stehen zu bleiben. "Uhm, Yori?", begann ich und lächelte unbeholfen. "Ich würde heute draußen schlafen. Weil ich es versprochen hatte und naja... Mitsuki hat noch kein Zimmer und sollte dieser Fall bei einem von uns eintreten, wollten wir draußen übernachten. Ich habe zwar eins, aber... wie gesagt, ich würde ihr Gesellschaft leisten", informierte ich ihn und tappste dann zu meinen Sachen, kruschte ein wenig herum und fand dann meine Hängematte, die ich mir für den Fall des Falles von Zuhause mitgenommen hatte.
"Also, ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?"

Yori:

Innerlich zerbrach ein kleiner Teil von mir. Der Teil, der gehofft hatte, das Rai mir gefolgt war um sich zu erkunden, wie es mir ging. Natürlich nicht.
Ich hatte den starken Drang ihm das einzige was ich in der Hand hielt- den Federhalter- so fest ich konnte gegen seinen Kopf zu schmeißen.
"Klar, kein Problem. Solange sie danach nicht schwanger ist, ist mir Alles recht", erwiderte ich lächelnd Und ging ins Badezimmer, um mich darin einzuschließen. Keine besonders schlauer Wahl, aber schließlich stand Mitsuki ja vor der Tür.