RE: Einkaufsmeile - 13

Jiro

"Opa?", wiederholte ich verdattert, als sie mich auch schon in Richtung der Gleise drängte. Recht schnell waren wir dann auch schon am Zug und um nicht wieder geschoben zu werden, griff ich sie an ihrem Arm und zog sie zur nächsten Tür. Dort bog ich dann einfach nach rechts ab, wohl darauf bedacht, dass es sich dabei auch um kein Abteil der ersten Klasse handelte. Glücklicherweise war der Zug nicht allzu voll und nach kurzem umsehen entdeckte ich zwei Sitze, die noch frei waren.
Shinichi deutete ich an sich auf den am Fenster zu setzen, während ich mich daneben auf den Platz sinken ließ.
"Das war unerwartet gehetzt", setzte ich an, nachdem sie neben mir saß. "Es hätte doch bestimmt nicht lange gedauert, bis der nächste Zug gekommen wäre. Außerdem... was sollte das mit dem Opa?"
Ehrlich gesagt hatte mich das ein wenig getroffen, ich wusste nicht wirklich warum. Verhielt ich mich etwa wie ein alter Mann und nicht wie ein 29-Jähriger?

Shinichi
Als wir dann Sekunden später auch schon im Abteil saßen, Atmete ich erleichtert auf.
Auf Jiro's Worte schüttelte ich jedoch den Kopf. "Wie gesagt, es ist ein Dorf, daher nicht sehr besucht. Züge dahin gehen nur stundenweise. Wir haben also wirklich Glück gehabt", erklärte ich und grinste dann mit Blick auf sein etwas verdattertes und beleidigtes Gesicht. "Nimm dir das "Opa" nicht zu Herzen. Ich bin immer unfreundlich, wenn ich nervös und gehetzt bin. Außerdem BIST du älter als ich, nicht wahr, Jiro-SAN?"

Jiro

Auf ihre Erläuterung hin seufzte ich nur. Damit würde ich in Zukunft bestimmt noch öfter konfrontiert werden.
"Ich meine mich zu erinnern, dass es bei uns keinen großen Altersunterschied gab. Und war ich nicht jünger? Zwei Monate, wenn ich mich recht entsinne", entgegnete ich selbstsicher. Mein Gedächtnis ließ mich so gut wie nie im Stich und ich konnte mich an unser Gespräch diesbezüglich erinnern. "Vielleicht wäre es an mir, dich Oma zu nennen? Oder einen höflicheren Ton anzuschlagen, Shinichi-san."
Das -san betonte ich ebenfalls, aber nicht ganz so provokativ wie sie. Auch wenn es bei ihr wohl denselben Effekt haben würde.

Shinichi
Sofort lief ich rot an. Ich dachte nicht an Taichi, wenn ich Jiro ansah. Aber natürlich war ich daran gewöhnt, dass mein partner so viel älter war als ich. "Mein Gott, ich hab vergessen, dass ich ja tatsächlich älter bin als du. Na vielen dank auch", sefuzte ich, "Oma lässt grüßen."
Ich blickte angeschlagen zu Boden, als er mich mit -san addressierte. Doch ehe sich die Wut in Scham verwandeln konnte, rammte ich ihm meinen Ellbogen in die Seite und sah aus dem Fenster. "Wenn du mich -san nennst, nenne ich dich Jiro-chan, also vorsicht, mein Lieber."

Jiro

"Ich werde dich gerne öfter daran erinnern", schmunzelte ich, wobei ich kurz darauf meine Neckereien bereute, als sie ihren Ellbogen schmerzhaft gegen meine Rippen stieß. Zischend entwich die Luft aus meinem Mund und ich warf ihr einen empörten Blick zu.
"Klingt ja süß", murmelte ich mit unüberhörbarem Sarkasmus in der Stimme. Aber eigentlich genoss ich unseren kleinen, verbalen Schlagabtausch. "Probier es doch mal in der Schule aus, die Blicke der Schüler würde ich gerne sehen."
Interessant wäre es allemal und die Gesichter der Schüler wären wohl Gold wert. "Ach ja, wie heißt dein Heimatdorf eigentlich?", wollte ich wissen, da ich eigentlich keine Ahnung hatte, wohin genau wir fuhren.

Shinichi
"Tu das, Jiro-chan", meinte ich, leicht trotzig, sah aber wieder zu ihm, als er mich nach dem Namen des Dorfes fragte. "Isehara", sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht. "Isehara an sich ist immer noch relativ groß, aber eine der wenigen Ecken Japans, die noch nicht so modernisiert sind, besonders die Ecke, aus der ich stamme~"
Jiro würde es dort bestimmt gefallen. Als Bodyguard war er bestimmt an High-Society gewöhnt, an große Gebäude, funkelnde Clubs, aber kilometerweite Landschaften, Felder, kleine Bäckerein, Nachbarn, die tatsächlich den Namen des jeweils anderen wusste...dies waren Dinge, von denen er vermutlich keine Ahnung hatte.

Jiro

Ihre trotzige Antwort bedachte ich nur mit einem kleinen Lächeln und sah dann an ihr vorbei aus dem Fenster. "Richtig ländlich also", murmelte ich und stellte fest, dass die Stadtatmosphäre immer mehr schwand und zunehmend in Natur überging. Wahrscheinlich wären wir schon bald da.
"Ich war noch nie in einem Dorf", berichtete ich ihr dann und schaute kurz wieder zu ihr, bevor ich wieder aus dem Fenster sah. "Kein Vergleich zur Stadt, nehme ich an."
Dann dachte ich aber einen Moment lang nach. Fast ein wenig widerwillig riss ich meine Augen wieder von der Landschaft draußen los und wandte mich an Shinichi. "Wenn es noch nicht wirklich modernisiert ist, gibt es dann überhaupt ein Restaurant? Gehen wir dann also eher... in einem kleinen Laden essen?", fragte ich neugierig.
Eigentlich hatte ich mich schon auf ein Essen in einem schicken Restaurant eingestellt, aber ein bisschen gemütlicher den Abend zu verbringen, würde wohl besser zu unserem jetzigen Verhalten passen. Besonders erwachsen war es nämlich nicht.

Shinichi
"Du siehst auch nicht aus, wie Jemand, der ins Dorfleben passt", stimmte ich ihm zu und musste bei der Vorstellung kichern. Jiro; im Anzug, die Haare ordentlich gekämmt, der Gang eines blauen Bluts- inmitten einer Kuhherde.
Ich nickte auf seine Frage hin. "Jawohl. Es ist alles wie in den Filmen.", erklärte ich stolz. Herrje, Jiro schien wirklich interessiert zu sein. Er gab mir das Gefühl, seine Erwartungen auf keinen Fall enttäuschen zu wollen. Bevor ich jedoch weiter grübeln konnte, kam bereits die Ansage für den nächsten Halt- Isehara.
"Na los, Op-.. Jiro", verbesserte ich mich schnell und erhob mich von meinem Sitz. Einen heldenhaften Spruch wie: Auf ins Abenteuer!, konnte ich mir gerade noch verkneifen.

[Bleiben wir eigentlich in der Einkaufsmeile? x3]

Jiro

"Ich würde völlig fehl am Platz sein", stimmte ich ihr zu und konnte mir kaum vorstellen, wie ich wohl wirken würde. Wahrscheinlich wie ein Wolf inmitten einer Schafsherde. Ich würde auffallen wie ein bunter Hund.
"Mach lieber nicht so schnell, sonst fällst du noch...Oma", erwiderte ich nur grinsend, da sie mich beinahe schon wieder Opa nannte. Ich erhob mich ebenfalls und lief dann wieder zur Tür, wartete dort bis der Zug endlich am Bahnsteig anhielt und öffnete dann die Tür. Selbst der Bahnhof wirkte ländlich. Viel kleiner als in der Stadt, wenn ich gerade nichts übersah, dann nicht einmal mehr andere Gleise. Einfach nur ein Gebäude und die Schienen. In der Stadt wäre das völlig unzureichend.
"Wie war das Leben hier?", fragte ich Shinichi und wandte mich wieder zu ihr um.
Gerade fühlte ich mich fast schon wie ein kleines Kind, dabei sah ich einfach nur das Land. Kein Getümmel, kein Lärm, keine Menschenmassen.
Aber ich hatte nur einen Bahnhof gesehen, vielleicht sollte ich erst einmal abwarten, bis wir wirklich beim Dorf waren.

[Ich schätze mal ja :3~]

Shinichi
Auf seinen Spruch konnte ich nur einen bösen Blick erwidern, kurz darauf schoben Jiro und ich uns auch schon aus dem Zug. Es war ein gewaltiger Unterschied; der Bahnhof, den wir eben betreten hatten, und der Bahnhof, an dem wir nun ausgestiegen waren.
Jiro und ich machten uns langsam in Richtung Dorf, als er auch schon die erste Frage stellte.
"Ich...", begann ich und wusste nicht recht, wie ich den Satz zuende bringen sollte. Ich weiß es nicht, vielleicht, oder: Ich kenne dieses Dorf nicht. Doch letzteres wäre eine Lüge. "Ich erinnere mich nicht so genau. Es ist schon so lang her. Aber... egal an welchem Tag man rausging, man wusste immer, in welchem Monat man sich befand. Im Frühling begannen die Kirschblüten zu fallen, im Sommer kamen die Grillen, im Herbst war es kalt und regnerisch und im Winter schneite es. In Tokyo schneit es kaum, und das vermisse ich sehr. Und in Tokyo sieht man auch die Sterne kaum. Wenn wir lang genug hierbleiben, wirst du sie vielleicht sehen", erzählte ich wie ein Wasserfall und fragte mich, ob er wirklich das Alles hatte wissen wollen.
"Wie sieht die Stadt aus, in der du aufgewachsen bist?", fragte ich dann neugierig und verlangsamte meinen Schritt. Das Dorf war schon in Sicht.

[Die Einkaufsmeile ist dann ja ma gigantisch~ :D]

Jiro

Aufmerksam lauschte ich ihren Worten und schaute kurz in den Himmel, als sie die Sterne erwähnte. Natürlich war es noch zu früh und ich würde keine sehen, aber trotzdem sah ich nach oben. "Die Sterne würde ich wirklich gerne sehen..." Langsam ließ ich meinen Blick wieder sinken und während wir in Richtung des Dorfes liefen, atmete ich tief ein und aus, bemerkte, wie viel frischer die Luft hier doch war. "Im Vergleich zu hier, könnte man meinen, dass wir in der Stadt eigentlich ersticken müssten", murmelte ich fast empört.
Da kam das Dorf auch schon langsam in Sicht und ich merkte zuerst kaum, dass Shinichi ihren Schritt verlangsamte. Kaum fiel es mir auf, passte ich mich ihr sofort an.
"Die Stadt in der ich...", wiederholte ich und driftete dabei ab. "Ich hatte nie viel davon gesehen, meine Eltern hielten mich ja wie ein exotisches Tier. Aber ich weiß noch, als ich das Haus dann endlich verließ, war es für mich fast wie ein Kulturschock. So viele Menschen, der Verkehr... es war sehr aufregend gewesen, nicht viel anders als in anderen Städten. Es hielt mich auch nicht lange dort und sobald ich konnte, verließ ich sie auch und ließ mich zum Bodyguard ausbilden", erzählte ich ihr bereitwillig und versuchte gerade angestrengt mir den Namen der Stadt wieder ins Gedächtnis zu rufen. "Ich glaube, ich habe den Namen vergessen", fügte ich noch enttäuscht an, aber es würde mir schon wieder einfallen.

[Ist halt voll modern, nä :D]

Shinichi
"So hab ich es noch gar nicht gesehen", meinte ich grinsend, als er die Sache mit der Luft erwähnte. Aber er hatte recht. Es roch angenehm nach Landluft, nach Sonne. Es war wirklich eine Ewigkeit gewesen, seit ich das letzte Mal hier gewesen war.
Wir betraten das Dorf und ich lauschte aufmerksam Jiro's Worten, versuchte es mir vorzustellen: Jiro als kleiner Junge, der so begeistert von der Welt und ihren Farben war, direkt um sich herum, von denen er jedoch nie etwas hatte mitbekommen. Der Gedanke war wirklich faszinierend.
"Als ich das erste Mal vom Land aus in die Academy kam war es genau so unglaublich. Genau wie du hatte ich nie erwartet, dass ein land, in dem es so ruhige Orte wie diesen gibt, auch aufregende Orte wie die Academy birgt." Die Erinnerung daran war spärlich, da ich damals noch sehr klein gewesen war, aber sie war vorhanden.
"Vielleicht erinnerst du dich im Laufe des Tages daran...und vielleicht gehen wir dann das nächste Mal dorthin essen?", schlug ich vor uns leitete Jiro durch die Straßen.
"Das Café, das ich ansteuere, ist nicht weit von hier entfernt ~"

[Und wie, mit so nem Dorf und so :D Hätt ich auch gern x)]

Jiro

Ich nickte wissend, denn obwohl ich bisher nur große Städte kannte, war die Academy trotzdem gänzlich anders. Sie war eben durch und durch magisch. Mittlerweile konnte ich nachvollziehen, warum Hana diese Schule so gefallen hatte.
"Nun, ich kenne mich dort selbst kaum aus... seit ich von dort weggegangen bin, hatte ich keinen Fuß mehr dorthin gesetzt. Aber wenn du möchtest - und ich mich an den Namen erinnere - können wir trotzdem gerne mal dort essen gehen", stimmte ich zu, wobei meine Gedanken kurz zu meiner Familie drifteten. Schon seit Jahren hatte ich nichts mehr von ihnen gehört, ob sie überhaupt noch im selben Haus wohnten?
"Wir gehen in ein Café?", fragte ich und lenkte mich somit selbst von meinen Eltern ab. Auch wenn ich ihnen meine Kindheit verziehen hatte, es war mir immer noch unangenehm an sie zu denken. Ich sah mich im Dorf ein wenig genauer um, wobei es außer den Häusern nicht wirklich viel zu sehen gab. Aber dennoch interessierte es mich. "Warst du dort oft? Also, in dem Café?"

[Pff :D]

Shinichi
"Lass dir Zeit~ Aber ja, es geht in ein Café."
Um genau zu sein war es das einzige Café im Dorf, dass ich überhaupt kannte. Wenn ich mich recht erinnerte... Ich lotste Jiro in eine linke Seitengasse und sah es vor mir. Es hatte sich nicht viel von dem Café aus meiner Erinnerung verändert; Lediglich die Besucher waren anders.
Ich öffnete Jiro grinsend die Tür und bot ihm Eintritt. "Nun...um genau zu sein erst zwei Mal. Aber das ist mehr, als bei allen anderen Läden dieser Stadt", erklärte ich und suchte mit den Augen nach der Besitzerin des Ladens. Es war eine alte Freundin meiner Mutter, und vielleicht, ganz vielleicht, konnte sie sich ja noch an das kleine, fünfjährige Mädchen erinnern, das vor vielen Jahren eine ganze Wagenladung Backware gekauft hatte.

[x3]

Jiro

Da ich einen Großteil meines Lebens in der Stadt verbrachte, waren Seitengassen mir ein wenig suspekt, aber dennoch folgte ich Shinichi einfach, immerhin waren wir in ihrem Heimatdorf und nicht in einer Stadt voll Menschen, Lärm und aufeinanderprallenden Emotionen. Als ich aber das Café sah, war meine innere Unruhe wie weggeblasen und neugierig betrat ich es, sah mich auch gleich schon um. Es war mir auch egal, dass Shinichi nur zweimal hier war, es gefiel mir auf Anhieb ziemlich gut.
Mir fiel auf, dass sie sich suchend im Café umsah. "Hälst du nach jemandem Ausschau?", wollte ich wissen und ließ ebenfalls meinen Blick wieder schweifen, als mein Blick auf eine ältere Frau fiel, die uns einen Moment später entdeckte. Kurz schaute sie mich an, dann Shinichi und auf einmal lief sie auf uns zu.
Da ihr Blick auf Shinichi gerichtet blieb, sah ich zu ihr. "Kennst du diese Frau?"