Ilenia
Ich schnaubte. "Nephilim... Bastarde, alle miteinander. Jungdämonen brauchen eben noch ein Weilchen, aber einige Ausnahmen sind dazu in der Lage", kommentierte ich und verdrehte nur die Augen. Dämlicher Idiot, warum wollte er nur andauernd Recht behalten, das passte mir nicht.
"Dann sag mir, warum du immer nur mich aufsuchst. Du hast mich regelrecht angefleht, nicht den drei Menschen gegenüberzutreten. Ein Aufeinandertreffen mit allen Mitteln verhindert. Ich will wissen warum. Wenn nicht ich, was dann? Die Menschen an sich bedeuten dir nichts, also muss es etwas sein, dass ich dir geben kann, aber mir selbst nicht vorstellbar ist", argumentierte ich kühl und ließ mich genauso wenig provozieren oder verunsichern, wie er. Plötzlich lag ich auf dem Boden und Dantalion über mir. Leider konnte ich ihn so nicht verletzen, aber ich bekäme noch eine Chance dazu. Seinen Kuss ließ ich einfach über mich ergehen und sah ihn dabei nur emotionslos an. "Was bringt dir nur ein Körper, der nicht auf dich reagiert?", schmunzelte ich leicht und seufzte dann. "Dämonen sind eben... sehr spontan. Mein Tod würde dir zumindest für kurze Zeit das Vegrnügen geben, mich umgebracht zu haben. Außerdem würde es deinem Ruf bei Weitem nicht schaden, ich zähle zu den mächtigsten Dämonen, die nicht zur Königsfamilie gehören, genau wie du. Wer weiß, vielleicht würdest du danach in ihre Reihen aufgenommen werden?", schätzte ich und neigte leicht meinen Kopf. Leicht kniff ich meine Augen zusammen, als er über meine Wange strich. Seine Berührungen widerten mich immer noch an. "Menschen sind anders als Dämonen, Dantalion. Es mag töricht sein, ja, aber es bereitet mir auch großes Vergnügen. Wenn er mir leid wird, töte ich ihn, glaube nicht, dass ich das nicht zustande brächte. Dann wärst du selbst töricht. Aber hast du denn schon ihre Blicke genossen, wenn sie dich als ihr Eigentum betrachteten? All die Gefühle in ihrem Blick... ahh, es ist wie eine Droge", seufzte ich und schloss verträumt die Augen, während ein Bild von Shinome-sama durch meinen Kopf schoss. Ja, ich genoss es, jeden Augenblick. Leicht richtete ich mich auf, blieb aber lächelnd auf dem Boden sitzen.
"Warum so weit entfernt, Dantalion? Spielst den mächtigen Mann, aber bringst Abstand zwischen dich und einer Frau... wie erbärmlich", lächelte ich und streckte mich. Aufmerksam lauschte ich, ob jemand in der Nähe war, aber anscheinend blieben wir unbehelligt. Gut, denn ich hatte noch nicht erfahren, was ich wissen wollte.
Amaya
"Werde ich das? Es hat doch keinen Sinn", entgegnete ich nur leise und zuckte die Schultern, wegen der Dämonin. Sollte sie diesen Kerl doch anhimmeln, dafür sollten sie mich einfach alle in Ruhe lassen. "Dämonen sind Monster. Zumindest wurde es mich so gelehrt. Und sie ist eindeutig eines", wisperte ich und sah das Mädchen einfach nur an. Ich verstand nicht, was sie bei den beiden hielt. Irgendwie kam sie mir tatsächlich anders vor; einfach menschlicher.
"Neunzehn. Ich bin vor kurzem neunzehn geworden", murmelte ich und ließ meinen Kopf müde nach vorne sinken. Ich war es einfach leid. Als auf einmal der Mann sprach, zuckte ich zusammen und warf ihm einen zögerlichen Blick zu. Er... ich sollte mich von ihm fernhalten, der Ausdruck in seinen Augen war mir nicht geheuer. "Ich will schlafen", sagte ich daraufhin und wandte schnell den Blick ab. "Lasst mich einfach bitte in Ruhe..."
Taito
Nachdem der Dämon verschwand, ließ ich mich auf den Boden fallen und packte mein Kunai wieder aus. Spielerisch warf ich es in die Luft und fing es immer wieder auf. Ich wiederholte es solange, bis Matsu und William weit genug weg waren. Danach nahm ich die Waffe, zog meinen Ärmel hoch und ritzte mir damit in die Haut. Glücksgefühle strömten durch meinen Körper, ich zog längere Schnitte, machte sie tiefer und kicherte leise. Ja, das war das Einzige, das mir Freude bereitete. Wer brauchte da schon Freunde? Doch da vernahm ich ein Knacksen, strich mein Kunai im Gras ab, zog Verbände aus einer Tasche und wickelte sie rasch um meinen Arm. Schnell machte ich sie fest und zog den Ärmel wieder darüber, als Matsu auch schon auf die Wiese trat. "Gut gemacht", sagte ich zu ihr, als sie ein paar Äste brachte und dann mit zwei Äpfeln einfach selbst zu einem anderen Baum ging. Ich griff mir ebenfalls einen. "Matsu? Was weißt du über Dämonen?", fragte ich sie und biss in meinen Apfel. Nun, wenigstens schön saftig, auch wenn mir Fleisch lieber gewesen wäre.